Alle 2-5 Jahre setzen sich 20 voll funktionsfähige Plusenergiehäuser aus aller Welt in Bewegung und treffen sich an einem Ort in Europa, um dort in einem Zehnkampf gegeneinander anzutreten. Bewertet werden unter anderem Design, Technik, Energieeffizienz, Innovation.
Was sich erstmal schräg anhört ist Realität: beim Solar Decathlon Europe treten Studierende aus aller Welt in den Wettstreit, um den besten Demonstrator, den besten Prototypen eines echten Hauses zu entwickeln. Diese Häuser treten dann in einem Zehnkampf gegeneinander an. Dieses Jahr findet wieder ein Finale des Solar Decathlon Europe statt, und zwar in Wuppertal.
Nachdem dieser Wettbewerb meiner Meinung nach viel zu unbekannt ist und zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, widme ich ihm heute diesen Text. Ich bin nämlich auch ein klein wenig befangen: Ich habe 2014 mit dem Team Rooftop selbst am Solar Decathlon in Versailles teilgenommen.

Rendering des Gebäudes aus der Solar Decathlon 2014 Edition. Credit: Team Rooftop
2013 und 2014 haben wir als rein studentisches Team aus TU Berlin- und UdK Berlin-Studierenden ein 65 m² großes, Plusenergiehaus entworfen, welches bilanziell 130% des eigenen Energiebedarfs selbst deckt. Als multidisziplinäres Team aus 30 Architekt:innen, Ingenieur:innen, Designer:innen haben wir das Gebäude in Berlin errichtet, anschließend zerlegt, auf 6 Sattelschlepper gepackt und für den Wettbewerb nach Frankreich gebracht.
Dort hatten wir 10 Tage Zeit für den Aufbau und anschließend 14 Tage für den Wettbewerb. Wir wurden am Ende Platz 4 von 20 teilnehmenden Teams und wir waren mächtig stolz auf unsere Leistungen. Das Gebäude steht heute auf dem Campus der UdK und dient als Versuchsobjekt. Etwas nostalgisch blicke ich zurück an die Zeit, die so anstrengend wie lehrreich und lustig war.
Ich kann den Solar Decathlon jeder Person ans Herz legen, die sich für nachhaltiges Bauen interessiert, und ganz besonders den folgenden drei Zielgruppen.
Für Studierende
Kein Modul oder Seminar wird dir so viel bringen wie eine Teilnahme am Solar Decathlon. Theoretisches Fachwissen wird in die Praxis gebracht: Dinge wollen designt werden, Pläne müssen gezeichnet werden, Sponsoringverträge dürfen verhandelt werden, Aufträge ausgeschrieben und abgewickelt, Rohrleitungen montiert werden, diverse technische Systeme müssen konzipiert und ausgelegt werden.
Du wirst Sachen lernen, von denen du während des Studiums noch gar nicht wusstest, dass du sie in der Praxis brauchen wirst. Und das beste: alles funktioniert interdisziplinär mit anderen Gewerken und im Team. Dies macht zum einen viel Freude, zum anderen wächst ihr als Team so eng zusammen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit langjährige Freundschaften entstehen werden.
Für Fachleute
Im Solar Decathlon setzt die nächste Generation an Fachleuten ihre Vorstellungen in die Realität um. Dabei verwirklichen sie Innovationen und neue Ideen aus der Forschung. Das sind oft Ansätze, Marktneuheiten und Technologien, die du im Berufsalltag vielleicht gar nicht auf dem Schirm hast. Wer neue Ideen und Inspiration sucht, ist beim Solar Decathlon genau an der richtigen Stelle.
Dabei machen die Studierenden Ihre Arbeit in der Regel ohne Entgelt und für ein paar – dem Arbeitsaufwand nicht ansatzweise gerecht werdenden – Credit-Points. Der Spirit und die Begeisterung für Technik, Nachhaltigkeit und Design bei den Teams steckt an und vielleicht lässt sich ja ein klein wenig davon in den eigenen Arbeitsalltag integrieren.
Für Headhunter
Der Solar Decathlon ist wahrscheinlich DER Geheimtipp für Headhunter im Bereich Bauen, Ingenieurswesen und Projektmanagement. Wer Kreativität, Führungsstärke, Einsatzbereitschaft und Engagement sucht, wird beim Solar Decathlon mit Sicherheit fündig werden.
Die ganzen teilnehmenden Teams haben alle Social-Media-Kanäle und ihre Profile online. Jetzt ist genau die richtige Zeit, um nach zukünftigen Fach- und Führungskräften Ausschau zu halten.
Mehr Informationen zum Solar Decathlon 2021/22 in Wuppertal inklusive Programm und Besucher:innen-Informationen findest du hier. Die Demonstratoren sind noch bis zum 26.06. besuchbar. Es lohnt sich. Versprochen!
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